15.12.1948 – 26.12.2023

Der BBK Hannover hat an Weihnachten eines seiner profiliertesten Mitglieder verloren.
Christa Shelbaia wurde in Königswinter im Rheinland in eine katholische Familie hineingeboren. Die Familie zog dann nach Wilhelmshaven, von wo aus ihr Vater als Marineoffizier zur See fuhr. Als Malerin war Christa seit den 1990er Jahren in Hannover in Erscheinung getreten, hatte aber bereits in den 1970er Jahren ein kleines Atelier in der Wohnung. Ihr ursprünglicher Beruf war Zahntechnikerin. Für die Qualifizierung zur bildenden Künstlerin besuchte Christa mit großem Erfolg zahlreiche Weiterbildungen. Sie gab auch selber unter dem Titel „Frauen im Farbplausch“ bis 2023 beim Workshop Hannover im Pavillon ihr Knowhow weiter. Die Kreativgruppe rekrutierte sie problemlos aus ihrem Freundinnenkreis. 2014 wurde sie in den BBK Hannover aufgenommen.
Christa Shelbaia tummelte sich in den späten 1970er Jahren im Kreis der ursprünglichen Grün- Alternativen Hannovers, protestierte gegen das AKW Brokdorf im Wendland, machte Elternarbeit an der Schule und hatte einen großen Freundeskreis. Zu den Zeiten ihrer ersten Ehe, als der Sohn noch klein war, arbeitete sie im erlernten Beruf, um die Familie zu ernähren. Ihr erster Mann konnte so sein Studium abschließen. Mit ihrem zweiten Mann, der aus Ägypten stammte, betrieb sie ein erfolgreiches Lokal mit arabischer Speisekarte in der Oststadt. Anschließend war sie viele Jahre in einem bei Musikstudenten aus vielen verschiedenen Ländern beliebten Café am Emmichplatz aktiv. Eine Freundin sagte: „Christa war ein Magnet“.
Sie war sehr selbständig, lebensfroh und positiv gestimmt. Die letzten 15 Jahre belasteten sie gesundheitliche Probleme, denen sie mit ihrer Kreativität trotzte. Sie verabscheute das Jammern, wie sie es nannte. Obwohl ihr das ersehnte Kunststudium nicht möglich war, hat sie sich als bildende Künstlerin hervorragend qualifiziert. Christa besaß einen weiten künstlerischen Horizont. In ihrem Wohnatelier in der Südstadt reihten sich an den Wänden die Kunstbücher, Kunstzeitschriften und Kataloge meterlang.
Als Künstlerin hat Christa ihre Themen und ihren Stil konsequent weiterentwickelt. Die uns zugänglichen Werkgruppen aus den letzten 10 Jahren sind in opulenter, barocker Malweise sehr gekonnt ausgeführt. Da zahlte sich das gründliche Studium der Vorbilder aus. Die figurativ-gegenständlichen Ölgemälde zeigen kleine Geschichten, die etwas entrückt unsere Alltagsbildwelten in etwas Märchenhaftes überführen.
Auf den ersten Blick sind das nette „Krätzchen“, wie Christa selbst das nannte. Ihre letzte Ausstellung bei Uli Barth im Küchengartenpavillon im letzten Herbst trägt den Titel „Krätzchen – gepinselt“. Das Krätzchen ist ein Schwank, Anekdote oder Geschichte aus Köln und dem Rheinland, langsam gestenreich vorgetragen, aber immer mit einer Pointe. Das heißt, Christa erzählte Geschichten mit bildkünstlerischen Mitteln. Hierzu hat unser BBK-Kollege Rainer Grimm zur Vernissage auf dem Lindener Berg Folgendes bemerkt: „Sie ist keine Illustratorin, die das Gesehene einfach abschildert – sie ist eine freie Malerin, die in ihren Bildern eine neue, andere Welt erschafft.“
Auf den ersten Blick sind Christas Bildwelten nette bunte Szenen, die viele interessante Leute zeigen. Farbenfrohe Früchte, niedliche Tierchen, skurrile Bekleidungen. Doch auf den zweiten Blick beschleicht den Betrachter das Gefühl, hier gehe etwas Unheimliches – oder auch für die Malerin sehr Emotionales – vor. Wie jedes gute Kunstwerk sind Christas Arbeiten interpretationsoffen.
Im Juni 2024 wird der Kunstraum Benther Berg Christa Shelbaia eine Retrospektive widmen.
BBK-Bezirksgruppe Hannover, der Vorstand